Der Equal Pay Day ist ein internationaler Kampagnentag, der den geschlechtsspezifischen Lohnunterschied markiert. Laut Statistischem Bundesamt beträgt er bei uns in der Bundesrepublik Deutschland aktuell 19 Prozent – zu Ungunsten der Frauen.
Der alljährlich neu berechnete Equal Pay Day steht für den Tag, bis zu dem Frauen auf Grund niedrigerer Löhne im Folgejahr quasi umsonst arbeiten, während Männer seit dem 1. Januar für ihre Arbeit bezahlt werden.
In den vergangenen Jahren haben sich diese Lohnlücke (Gender Pay Gap) und das Datum des Equal Pay Day in der Bundesrepublik Deutschland nur langsam verringert. Damit liegen wir im internationalen Vergleich weit hinten.
Ein Teil der Lohnlücke lässt sich auf sogenannte strukturelle Unterschiede zurückführen. Viele Frauen erlernen Berufe, die schlechter bezahlt sind, arbeiten seltener in Führungspositionen und häufiger in Teilzeit oder in Minijobs.
Doch selbst wenn man diese Faktoren herausrechnet und Frauen und Männer vergleicht, die in der gleichen Branche und auf der gleichen Position gleich viel arbeiten, ergibt sich in Deutschland noch eine bereinigte Lohnlücke von 6 Prozent. Eine Erklärung dafür liegt in der immer noch unzureichenden Gehaltstransparenz, die dazu führt, dass Frauen oft gar nicht erkennen können, dass Männer für gleiche Arbeit höhere Löhne bekommen.
Ziel der Equal-Pay-Kampagnen ist es, die Debatte über die Gründe der Lohnunterschiede in die Öffentlichkeit zu tragen, ein Bewusstsein für die Problematik zu schaffen und zu mobilisieren, damit die Lohnlücke endlich geschlossen wird.
Entstanden ist die Kampagnen-Idee in den USA, wo die amerikanischen Business and Professional Women (BPW) 1988 mit der „Red Purse Campaign“ ein Sinnbild für die roten Zahlen in den Geldbörsen der Frauen geschaffen haben. 2007 hat BPW Germany die Idee mit einer „Initiative Rote Tasche“ aufgegriffen. 2009 ist daraus ein nationales Aktionsbündnis entstanden, das inzwischen von zahlreichen Verbänden und Initiativen getragen wird.
Die SPD und die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) sind regelmäßig dabei. Auch in diesem Jahr informieren wir zum Equal Pay Day über Ursachen und Hintergründe der Lohnlücke. Das ganze Jahr über setzen wir uns für die Verwirklichung der Gleichstellung auch im Arbeitsleben und gute Lösungen auf dem Weg zur Geschlechtergerechtigkeit ein.
Dazu brauchen wir Eure Unterstützung, denn es geht noch zu langsam. In den vergangenen Jahren lag der Equal Pay Day durchweg um den 20. März des Jahres. In diesem Jahr ist er ein kleines Stück vorangekommen, aber es ist zu befürchten, dass die zusätzlichen Belastungen der Corona-Pandemie mit Kleinkinder- und Schulkinderbetreuung zu Hause neben der eigenen Arbeit im Home Office zu Rückschritten führt und Frauen verstärkt in Teilzeitarbeit treibt.
Hier noch einmal eine Übersicht der fünf Hauptursachen für die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen in der Bundesrepublik Deutschland:
- Frauen fehlen in bestimmten gut bezahlten Berufen und Branchen sowie auf den höheren Stufen der Karriereleiter. Obwohl Frauen heute – statistisch gesehen – besser ausgebildet sind als Männer, fehlen Frauen weiterhin in den oft verhältnismäßig gut bezahlten mathematisch-naturwissenschaftlich-technischen MINT-Berufen. Daneben steigen Frauen nicht so häufig auf der Karriereleiter auf wie Männer.
- Frauen unterbrechen oder reduzieren ihre Erwerbstätigkeit familienbedingt wegen Elternzeit oder Pflege von Angehörigen häufiger und länger als Männer. Diese „Fehlzeiten“ und daraus folgende Wiedereinstiegshemmnisse haben lang nachwirkende Einbußen bei der Einkommensentwicklung zur Folge.
- Frauentypische Berufe sind weiterhin unterbewertet. Aufwertung dieser Berufe heißt nicht nur, die Wahrnehmung des gesellschaftlichen Wertes von frauendominierten Berufen zu erhöhen, sondern auch die Bezahlung.
- Durch fehlende Gehaltstransparenz ist Ungleichbehandlung bei der Bezahlung auf Grund des Geschlechts nicht sichtbar. Transparenz in den Gehaltsstrukturen und eine Verstärkung gesetzlich geregelter Auskunftsrechte können die Lohnlücke positiv beeinflussen. Mit dem am 6. Juli 2017 in Kraft getretenen Entgelttransparenzgesetz ist ein erster guter Schritt in diese Richtung gemacht worden. Die Gehaltstransparenz ist aber noch erheblich ausbaufähig.
- Gängige Rollenstereotype beeinflussen nach wie vor die Berufswahl. So wählen junge Frauen meist aus einem sehr engen Segment der über 300 Ausbildungsberufe aus. Die Berufswahl im sozialen wie auch im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich muss frei von Rollenstereotypen und Barrieren bezüglich der Vereinbarkeit von Familie und Karriere erfolgen. Nur dann ist eine Durchmischung geschlechtertypischer Berufe möglich.
Weitere interessante Informationen etwa zu der Ost-West-Verteilung und Entwicklung der Lohnlücke erhalten Sie beispielsweiser auf der Internetseite des Statischen Bundesamtes.